Dienstag, 21. April 2020

Vom Hochland Boliviens in die Pampas und zurück

Oberhalb der Altstadt von LaPaz liegt knapp 1.000 Meter höher El Alto die größte Stadt Boliviens. Heutzutage sind La Paz und El Alto verschmolzen und damit die Stadt mit dem weltweit größten Höhenunterschied. In El Alto leben die ärmeren Schichten, für Touristen ein nicht ungefährlicher Ort. Aber auch hier gibt es einige Sehenswürdigkeiten, z.B. Wrestlingkämpfe der Cholitas, der bolivianischen Frauen.
In der Altstadt findet sich der berühmte Cementerio, der größte Friedhof des Landes. Zum Glück bin ich über den 01.11. also Allerheiligen in der Stadt. Lourdes nimmt mich mit zu einem ganz besonderen Erlebnis, Allerheiligen im Kreis der Familie. Sie lebt mit Eltern, Geschwistern, Cousins, Neffen und Nichten in ElAlto. Mit dem Bus fahren wir zu ihr und lernen vieles über die Traditionen zum Dia de los Santos. Um 12 Uhr mittags des 1.11. steigen die Seelen vom Himmel herab. Die Familien bereiten ihnen zu Ehren einen Altar vor, auf dem sich symbolisch alles findet, was der Verstorbene besonders gern mochte. Speisen, Getränke, Hobbies. Im Kreis der Familie gedenkt man der Verstorbenen. Im Gegenzug für ein Gebet zum Andenken an diesen erhalten wir Besucher Gebäck, dass ähnlich wie unsere Weihnachtsplätzchen nur für diesen Anlass gebacken wird. Am nächsten Tag begeben sich alle Familien auf den Friedhof. Am Grab wird bis 12 Uhr weiter gefeiert. Essensreste gehen an Bedürftige. Um 12 steigt die Seele wieder gen Himmel. Der Cementerio ist ein Ort voller Leben, voller Musik und wunderbaren Graffiti!


Neben Bussen hat LaPaz noch ein ganz besonderes öffentliches Verkehrsmittel, die Seilbahnen! Mit dem Teleferico schwebt man über die Stadt von Aussicht zu Aussicht und wir kommen so auch zum Cementerio, trotz Unruhen in den Straßen. Eine ganz besondere und sichere Stadtrundfahrt im öffentlichen Nahverkehr.





Rurrenabaque - die Pampas von Bolivien

Nach diesen Einblicken in die Stadt geht es von La Paz in das Tiefland Boliviens, die Pampas.
12 Stunden Busfahrt durch die Nacht, meist im Schneckentempo. Alles was ich aus dem Busfenster sehe sind Abgründe, Nebel und riesige Schlaglöcher. Von 3.640 m geht es stetig abwärts. Von ungefähr 0°C geht es ständig aufwärts.
Am nächsten Morgen in den Pampas bei Rurrenabaque auf 274 m hat es ca. 30°C, Sonnenschein, tropische Früchte und hohe Luftfeuchtigkeit.

Verrückt, wieviele Klimazonen sich in diesem Land vereinen.

Meine Tour beginnt um 10 mit einer dreistündigen Fahrt in die Yungas zum Rio Yacuma bei Santa Rosa. Eine frische Schotterpiste sorgt für aufrüttelnde Erlebnisse, ich freue mich schon auf das ruhige Boot. Am Fluss angekommen packen wir unser Gepäck und uns in mehrere Einbäume. (Gepäckbeschränkung 1 Rucksack pro Person).
Wow, schon geht es los auf eine abenteuerliche Flussfahrt. Im Einbaum und somit ganz nah dran am Wasser - und den zahlreichen Krokodilen, die links und rechts an der Uferböschung liegen und uns mit aufgerissenen Mäulern beobachten. Tausende sind es, die diesen Fluss bevölkern. Hauptsächlich die kleineren Kaimane (1-2m lang), aber auch einige Alligatoren (3-6m). Schwimmen eher keine gute Idee. Oder?

1 Stunde später, an einer Flussbiegung:

Hier leben rosa Flussdelfine. Diese netten Gesellen schützen ihren Flussabschnitt vor Krokodilen, sodass man inmitten der Delfine gefahrlos baden kann. Ein Delfin streicht mit minutenlang um die Beine und lässt sich streicheln. Von den anderen sieht man nur die Blaslöcher aus dem Wasser tauchen.

Im Camp beziehen wir erstmal unsere Hänge-matten.

Die Geräuschkulisse des umgebenden Waldes ist einmalig, Brüllaffen, Vögel...

Zur Dämmerung steigert sich der Chor, Zeit für den Aufbruch zur Nachtsafari und zum Sundowner. Im Dunkeln leuchten die Augen der Krokodile gefährlich nah, rote und gelbe Lichtpunkte - hoffentlich hält der Motor! Dann Stille, der Motor ist aus. Die Geräusche des Waldes umso lauter. Eine Zeitlang treiben wir durch die Nacht. Ganz nah an der Natur.

Der nächste Morgen - Safari zum Sonnenaufgang über den Pampas. Strahlendes grün, leichter Nebel. Gummistiefel an und los geht es auf Pirsch. Wir suchen eine Anakonda. Und wir haben Glück, nach 1h Marsch dieses Exemplar schlafend im Baum zu finden:


Auf dem Weg zum Piranhafischen (wer frisst da wohl wen) wollen noch Totenkopfäffchen mit Banane gefüttert werden.

Und kennt ihr diese süßen Flussbewohner schon? Capybaras (Wasserschweine) leben in Großfamilien am Fluss, erstaunlich einträchtig mit den Krokos.















Die Pampas - ein unglaublich vielfältiges Natuschauspiel, dass ich jedem sehr an Herz legen kann. Solche Tierbegegnungen sind nur noch in wenigen Gegenden der Welt möglich. Doch achtet auf die Agentur mit der ihr bucht, nicht allen liegt der Schutz des Gebietes am Herzen. Ich habe auch diese Tour über AllTransport in La Paz gebucht.

Und als beliebten Snack vom Straßenstand muss ich euch diese köstlichen Papas Rellenos vorstellen.
Kugeln aus Kartoffelteig mit Hackfleischfüllung, die mit reichlich Würzsaucen garniert werden. Am Straßenstand gibt's meistens ca.5 Soßen zur Auswahl, die beste hierzu ist eine fruchtige Mischung aus Frühlingszwiebel, Chili und Apfel in Essig.

Zutaten für 2 Portionen:
5 große Kartoffeln
300 g Hackfleisch
1 Zwiebel
1 Tomate
1/2 EL Chilipulver / oder die weniger scharfe Variante mit Paprikapulver
1/2 TL Kreuzkümmel
1/4 Tasse Erbsen
1/4 Karotte
3 Eier
3 EL Mehl
1/8 Tasse Milch
1 Msp. Backpulver
Etwas Öl, Salz, Pfeffer

Zubereitung:
Die Kartoffeln in einem Topf Wasser garen (ca. 20 Minuten). 1 Ei hartkochen (ca. 10 Minuten) und pellen, dann in große Würfel schneiden. Zwiebel, Tomate und Karotte sehr fein würfeln.
Die gekochten Kartoffeln schälen und zu Kartoffelbrei stampfen bzw. durch eine Kartoffelpresse drücken. 1 Ei, sowie 1 TL Salz hinzugeben und vermengen bis die Masse cremig ist.
Etwas Öl in einer großen Pfanne erhitzen und die Zwiebel darin andünsten, dann das Hackfleisch und die Karotte hinzugeben und anbraten. Tomaten, Erbsen hinzufügen und mit Salz, Chili, Kreuzkümmel und Pfeffer würzen. Eine halbe Tasse Wasser hinzufügen und 10-15 Minuten leicht köcheln lassen. Dann auskühlen lassen.

Nun werden die Bällchen geformt. Hierzu nimmt man eine Portion Kartoffelbrei in die Handfläche, formt eine Kugel und drückt in diese mit dem Daumen ein großes Loch. Dieses wird mit einem Esslöffel der Fleischmischung sowie einem Stück des hartgekochten Eis gefüllt und dann mit etwas Kartoffelbrei verschlossen. Die Kugel anschließend gleichmäßig rund formen Sie muss gut verschlossen sein, damit die Füllung beim Frittieren nicht herausläuft.
Diese Prozedur wird nun solange wiederholt bis Kartoffelbrei und Füllung aufgebraucht sind.

Sind die Bällchen fertig wird noch die Teigkruste vorbereitet. Hierzu ein Ei mit der Milch aufschlagen,  Mehl und Backpulver sowie etwas Salz hinzufügen und rühren bis keine Klümpchen zu sehen sind.
In einem Topf Öl zum Frittieren erhitzen. Sobald das Öl heiß ist die Bällchen erst im Teig wenden, dann im Öl frittieren. Sie sind fertig, sobald sie goldfarben sind und eine leichte Kruste haben.
Auf Küchenpapier abtropfen lassen und mit reichlich Aji servieren.

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