Sonntag, 9. Februar 2020

Peru - ein Wanderhimmel

Der Colca Canyon - steile Wege und andine Terrassen
Schon die letzten beiden Blogeinträge haben von mehrtägigen Wanderungen durch die karge Gebirgswelt Perus gehandelt. Man bekommt ja fast das Gefühl, in Peru kann man nur wandern?
Ja, tatsächlich - abgesehen von kurzen Abstechern in die lebendigen Städte sind Wanderungen definitiv der beste Weg das Land zu erleben. All meine persönlichen Peru-Highlights haben sich während Wanderungen ereignet - die tollsten Begegnungen, die schönsten Ausblicke, das beste Essen...





Eine ganz besondere Begegnung war die mit Greta, einer Finnin auf meiner Wanderung in Huaraz. Aus dieser Begegnung hat sich mein nächster Reisestopp ergeben - das wunderschöne Arequipa und der Colca Canyon.

Arequipas Kathedrale
Die Gassen von Arequipa

Die "weiße Stadt" Arequipa mit mediterranem Flair ist ganz aus weißem Vulkangestein der umgebenden Vulkane gebaut. Für viele Touristen ist sie lediglich Ausgangspunkt für Wanderungen im Colca Canyon, aber die Stadt selbst hat eine leckere Restaurantszene und lädt zum entspannten bummeln ein. Sehenswert sind außerdem die große Katehdrale und das Kloster Santa Catalina, das quasi eine Stadt innerhalb der Stadt ist.
Nachts in Arequipa
Mich hat Arequipa vor allem mit seinem leckeren Essen und dem tollen Markt San Camillo fasziniert. Lokale Spezialitäten gibt es einige - z.B. Rocoto Relleno, Bunuelos und Queso Helado, Rocoto Relleno sind gefüllte scharfe Paprika, für mich als Liebhaberin von scharfem Essen natürlich perfekt. Bunuelos sind frittierte Teigkrapfen, die ähnlich wie Langos mit verschiedensten Toppings gegessen werden. Und Queso Helado ist zum Glück kein geeister Käse, sondern eine Eiscreme nach altem Rezept aus Kondensmilch.
Aber Arequipa gibt's nicht nur am Tag. Dank der lieben Greta konnte ich auch das Nachtleben sicher erkunden und einen "tourifreien" Geheimtipp der Locals entdecken.

Für einen gelungenen Abend empfehle ich Pisco Sour und Life Musik im Selina's, einem hippen Hostel mit tollem Garten und richtig guten Barkeepern. Und im Anschluss  klopft man 2 Straßen weiter an einer unscheinbaren Tür um das wahre Nachtleben zu entdecken - das La Cachina.
Colonial Azul Arequipa


Doch das Beste an Arequipa war die wunderbare Unterkunft im Azul Colonial, dem Hotel von Greta und ihrem Mann in das mich die beiden so großzügig eingeladen hatten. Nach Wochen in Schlafsälen könnt ihr euch nicht vorstellen wie willkommen so ein gemütliches Einzelzimmer mit privatem Bad ist. Gute Gelegenheit den Rucksack einmal komplett auszuräumen und mich neu zu organisieren.
Das gemütliche Boutique Hotel liegt im reichen und historischen Stadtteil Yanahuara, direkt neben dem beliebten Aussichtspunkt Mirador Yanahuara mit Blick über die Stadt. Ein gemütlicher Innenhof, bunte Kissen und die lockeren Gastgeber laden zum Ankommen und Wohlfühlen ein.





Landwirtschaft am Rand des Canyons
Es zieht mich in die Natur, eine weitere Herausforderung wartet mit dem dritttiefsten Canyon (hierüber herrscht Uneinigkeit, je nach Messung gilt er auch als der Tiefste) der Welt.
Den Colca Canyon mache ich im Alleingang, nach zwei geführten Wanderungen sollte diese Zweitageswanderung problemlos machbar sein. Und so ist es auch - fast ohne anderen Menschen zu begegnen wandere ich steil hinab und steil hinauf. Bei ca. 35 Grad, brennender Sonne und mit einem Rucksack voller Proviant und Wasser sind die 1.100 Höhenmeter auf Fels und Sand eine anstrengende Angelegenheit...

Blick auf die Oase im Colca Canyon
 Erster Abschnitt: Von Cabanconde auf 3.300m zur Oase auf 2.210m in 2h10min. Dort unten im Canyon liegt eine Oase mit (frei für Hostelgäste) zugängliche Pools unter Palmen! Nach einer Runde schwimmen muss ich aber weiter - 2. Abschnit: An der anderen Canyonwand wieder zur Hälfte hinauf auf 2.656m, dann vorbei an den beiden Dörfern Malata und Cosninhua und wieder runter Richtung Fluss nach San Juan auf 2.435m in 3h20min. Was ein Weg um am Abend endlich im einfachsten Hostel der ganzen Reise (Posada Gloria) ins Bett zu fallen.


Antike Pfade und Bewässerungssysteme
Der zweite Abschnitt ist wenig begangen, mir begegnen 2 Wanderer, und schwierig zu finden. Trotz Maps.me irre ich eine Weile durch die vor Hunderten von Jahren angelegten Terrassenfelder mit Apfel- und Avocadobäumen, Kakteen und ein paar Schafen. Die Terrassen sind durch eine Vielzahl von Pfaden und einem Bewäserungssystem aus steinernen Rinnen verbunden und eigentlich muss man nur bergab. Doch folgt man einem Pfad macht dieser plötzlich einen Knick und führt in eine ganz andere Richtung. Also zurück, ein anderer Pfad wird ausprobiert... So geht es bis zum herrlichen Garten der Posada Gloria. Dort ein Zimmer ohne Strom, die einzige Lichtquelle eine Kerze an der Wand. Die Wanderung fühlt sich an wie eine Wanderung in eine andere Zeit!


In der Posada sind die Avocados reif - juhu :-D Gerade war der Rucksack etwas leichter, schon wird er wieder richtig schwer - bepackt mit Avocados laufe ich am nächsten Morgen um 5 los um vor der großen Hitze am Canyonrand anzukommen. In 4h geht es im steilen Zickzack auf 3.360m. Und oben kreisen die Condore - beeindruckend!




Rezept zu Arequipa: Rocoto Relleno mit Pastel de Papas
Das Gericht ähnelt gefüllten Paprika mit Kartoffelgratin. Im Gegensatz zu anderen gefüllten Paprika werden hier jedoch scharfe Chilischoten der Sorte Rocoto gefüllt. Da es diese in Deutschland nicht zu kaufen gibt muss man zum Nachkochen wohl auf normale Paprika ausweichen und entsprechend die Füllung mit reichlich Chili würzen. Als Beilage gibt es Kartoffelgratin, dass die Schärfe des Gerichts angenehm abrundet.

Rocoto Relleno
Zutaten für 2 Personen:
2 große rote Paprika oder 4 Rocotos
200 g Rinderhackfleisch
1 große rote Zwiebeln
100 g gestückelte Tomaten (aus der Dose)
1 EL Erdnüsse geröstet
2 TL Rosinen
1 Ei
2-4 Oliven
100 g Hartkäse (Emmentaler o.ä.)
etw. Öl
Chili, Salz, Oregano, frische Petersilie


Zubereitung:
Die Rocotos werden vorab in Wasser mit etwas Zucker weichgekocht um ihnen Schärfe zu nehmen. Bei Paprika ist dies nicht nötig.
Zuerst einen Deckel von den Paprika abschneiden und die Kerne ausnehmen. Die Zwiebeln, die Petersilie und Erdnüsse fein hacken. Das Ei in ca. 8 Minuten hart kochen.
Etwas Öl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebeln zusammen mit dem Hackfleisch anbraten. Erdnüsse, Rosinen und Tomaten hinzugeben. Das Ei würfeln und ebenfalls hinzugeben. Mit Chili, Salz und den Kräutern pikant abschmecken.
Die Paprikaschoten mit dieser Masse befüllen und je eine Olive darin verstecken. Eine Auflaufform mit etwas Wasser füllen, sodass der Boden ca. 2-3 cm hoch bedeckt ist. Die Paprikaschoten hineinstellen. Auf die Schoten nun jeweils eine Scheibe Käse und den zuvor abgeschnittenen Deckel legen. Die Paprika bei 180° in ca. 20 Minuten im Ofen garen.

Pastel de Papas
Zutaten für 2 Personen:
4 mittelgroße Kartoffeln
150 ml Milch
2 Eier
Nach Belieben geriebenen Käse
Salz, Pfeffer, Muskatnuss

Zubereitung:
Die Kartoffeln in Salzwasser ca. 20 Minuten garen bis sie durch, aber noch nicht weich sind.
Die Eier mit der Milch verquirlen und mit den Gewürzen abschmecken. Die gekochten Kartoffeln schälen und in dünne Scheiben schneiden. Diese in eine Auflaufform schichten und mit der Eiermilch übergießen. Mit geriebenem Käse bestreuen und bei 180° ca. 25 Minuten im Ofen backen.