Montag, 27. April 2020

20 Stunden Chile

Das Abenteuer geht weiter - 20 Stunden in San Pedro de Atacama.So kurz hatte ich mir meine erste Reise nach Chile nicht vorgestellt.

Normalerweise kann man alle Busse in Südamerika sehr kurzfristig buchen, Platzmangel Fehlanzeige. Nicht so auf der Verbindung von San Pedro nach Argentinien (Salta). Eine wichtige Information, die ich leider nicht hatte.
Als ich nach meiner Tour von Uyuni in San Pedro de Atacama am Busbahnhof ankomme (Montags) erwartet mich ein Schock. Alle Busse nach Argentinien sind bis zum nächsten Samstag ausgebucht. So schön es in San Pedro ist, zum einem bin ich wegen der politischen Unruhen in Bolivien schon später als geplant hier angekommen, zum anderen hat man nach 2-3 Tagen dort wirklich alles gesehen. Was also tun? Ich rätsele noch, als ein älteres Ehepaar an den Busschalter kommt. Sie haben Fahrkarten für den nächsten Morgen, können aber nicht reisen. Juhuuu, Glück gehabt. Da nehme ich doch sofort ein Ticket. Nun aber nichts wie los. Aus einer Woche wurde plötzlich ein halber Tag um die Atacamawüste zu sehen.
Also ab ins Hostel und Tipps holen, was man mit einem halben Tag Zeit hier am besten macht.

Die Stadt ist ein perfekt aufbereiteter Touristenhotspot. In einer Stunde hat man das Zentrum zu Fuß erkundet, wobei man definitiv mehr Zeit hier verbringen könnte. Die hübschen Gassen mit ihren Lehmhäusern sind voller Souvenirläden und Cafés (chilenische Preise sind jedoch nach Bolivien kein Spaß). Die Kirche ist sehenswert mit ihrem Dach aus Kaktusholz von 1640.
Ich buche noch schnell eine Tour zum Valle de la Luna. In 4 Stunden führt diese Tour zu beeindruckenden Sanddünen und Steinformationen und schließt mit dem Sonnenuntergang am Mirador de Kari ab. Diese Tour wird von jedem Anbieter entlang der Hauptstraße angeboten und kostet ca. 15 €.
Für mich ist die Tour die beste Variante um die Atacamawüste in kurzer Zeit zu erleben und klappert die wichtigsten Aussichtspunkte ab. Allerdings muss man diese mit reichlich anderen Besuchern teilen. Hat man mehr Zeit würde ich eine ausgedehnte Wanderung im Valle de la Luna empfehlen. Man kann hier auf jeden Fall einen ganzen Tag einplanen. Mit dem Auto ist dann auch der Mirador de Kari problemlos zu erreichen, so kann man die Aussicht genießen bevor alle Gruppen zum Sonnenuntergang erscheinen.
Eine Empfehlung zum Schluss: So heiß es tagsüber ist, Jacke und Trinkflasche sollte man zur Tour mitnehmen, denn abends wird es schnell kühl und ist am Mirador sehr windig.

Aber der Blick lohnt sich:


Abenteuerliche Reise von Bolivien nach Chile

Straßenblockade
Die Reise von La Paz zum Salar de Uyuni und weiter nach San Pedro de Atacama ist eine der populärsten Touristenrouten durch Bolivien. Normalerweise...

Leider habe ich die Reise während landesweiter Proteste versucht und so wurde es ziemlich abenteuerlich. Trotz allem ist der Salar de Uyuni ein Ziel, dass Teil jeder Bolivienreise sein sollte. Die Busfahrt von La Paz nach Uyuni dauert normalerweise ca. 12 Stunden. Man kann abends abfahren und ist am nächsten Morgen pünktlich zum Start der Tour in Uyuni.
Nicht so während Straßenblockaden: Maskierte Demonstranten rennen abends durch die Straßen und sprühen mit Tränengas. Ich sehe vom Hostelfenster zu. Nur 10 Minuten Fußweg sind es zum Busbahnhof, doch in dem Moment sind auch die unmöglich zu bewältigen. Taxen fahren aufgrund der gesperrten Straßen ebenfalls nicht mehr. Zum Glück sind die Demonstranten weg als es Zeit zum Aufbruch wird. Chango begleitet mich zum Busbahnhof. Der Bus fährt pünktlich. Nachts um 3 stoppen wir - eine Straßenblockade mit brennenden Autoreifen. Uns wird gesagt, dass die Straße ab 6 Uhr morgens frei gemacht wird. Also erstmal warten und weiterschlafen. Um 6 - keiner macht anstalten die Straße zu räumen. Der Bus probiert eine Alternativroute aus doch auch hier - ein Bagger hat die Straße mit Sand verschüttet. Kein Durchkommen. Der Busfahrer erpresst zusätzliches Geld von uns Insassen um uns in die letzte Stadt zurückzubringen. Dort ist die Fahrt dann endgültig zu Ende. Zum Glück sind wir eine große Gruppe die sich nun zusammentut. Per Taxi geht es erst zum Busbahnhof und von dort weiter mit Minibussen. Diese können die Straßensperren umgehen indem sie querfeldein fahren. So kommen wir weiter. Mehrmals müssen wir an Sperren Bestechungsgeld zahlen. Statt morgens um 8 sind wir abends um 7 in Uyuni.

Ich suche ein Hostel und kontaktiere endlich den Touranbieter. Den Start kann ich um einen Tag verschieben. Am nächsten Morgen dann: Nein, die Gruppe kommt nicht zustande. Alle Anbieter mischen ihre Teilnehmer zusammen, da die Touristen landesweit feststecken. Als Einzelreisende bleibe ich außen vor, da normalerweise 6 Personen in einer Gruppe sind. Nach mehrmaligem "Hier kannst du einsteigen - Ah nein, doch nicht" darf ich schließlich bei einer Gruppe als 7. Person mitfahren. Endlich ist der Spuk vorbei!

Nun folgen 3 schöne Tage. Wir fahren zum Eisenbahnfriedhof der ersten Zugstrecke Boliviens. Von hier wurde bis in die 1940er Salz an die Häfen transportiert. Nun sind die alten Loks eine tolle Fotokulisse.

Dann geht es weiter zum Salar de Uyuni. Auf 3.653m liegt hier mit über 10.000 Quadratkilometern die größte Salzpfanne der Welt. Die Sole unterhalb der Salzkruste ist ca. 70m tief. Die endlose, gleichförmige Ebene ist der perfekte Hintergrund für optische Täuschungen:


Im Salzhotel
Wir haben viel Spaß bein unserem Fotoshooting bevor es zur Mittagspause ins Salzhotel der Rallye Dakar geht, die hier 2014 Halt machte. Im Anschluss wandere ich barfuß durch das Salz, rund um die Isla Incahuasi, ein mit bis zu 1.200 Jahre alten Säulenkakteen bewachsener Hügel inmitten der Salzpfanne. Man kann die Insel auch besteigen, doch außen herum ist man zum einen allein, zum anderen hat man einen tollen Blick auf die Insel!
Dann ein weiteres Fotoshooting zum atemberaubenden Sonnenuntergang, der das Salz rosa färbt.
Im Dunkeln erreichen wir unser Salzhotel, komplett aus Salz erbaut snd nicht nur die Wände sondern auch alle Möbel. Leckere bolivianische Hausmannskost (siehe Rezept unten), Pedro spendiert der Gruppe eine Flasche Wein- ein entspannter Abend mit 2x Spanien, 2x Bolivien und 2xJapan.

Der nächste Tag besteht aus Lagunen, Vulkanen, Steinformationen, Sanddünen und noch mehr Lagunen. Alle bevölkert von großen Schwärmen Flamingos und mit einer Farbvielfalt, die man selten sieht. Unterschidlichste Mineralien färben die Erde der Lagune Canyapa in Geld- und Lilatönen. Dazu kommen rote Algen, eine weiße Boraxkruste und perfekte Spiegelungen des blauen Himmels. Die farbenfroheste Lagune heißt auch ganz passend "Laguna Colorada". Weiß-gelb schimmert die Laguna Onda. Ein neues Tier gibt es in der Wüste Siloli kennenzulernen, das Viscacha, goldig wie diese kleinen Nager über die Felsen springen.
Viscacha

Vulkan Ollague
Vicunas


Laguna Canyapa

Laguna Colorada
Tagsüber strahlt die Sonne hier in der Salzwüste richtig heiß, wenn auch gleichzeitig ein kräftiger, eisiger Wind weht. Die Nächte sind jedoch bitterkalt. Das merke ich vor allem heute, wir sind in einer sehr einfachen Unterkunft untergebracht (das wurde bereits bei Buchung so angekündigt, in diesem extrem abgelegenen Dorf gibt es nichts Besseres). Unser Abendessen nehmen wir in Winterjacke und Mütze ein. Auch die Stirnlampe ist ein dringend nötiges Accessoire, elektrisches Licht gibt es nur 2 Stunden lang. Die Nacht ist kurz. Morgens um 4 brechen wir bereits auf. Im ersten Tageslicht brodeln vor uns Geysire, eine unwirkliche Mondlandschaft. Zum Sonnenaufgang dann angenehmes Kontrastprogramm: Ein Bag in einer heißen Quelle mit Blick auf Flamingos.


Mal wieder muss ich meine Gruppe verlassen. Da ich als Einzige nach Chile weiterreise, werde ich zu einer anderen Gruppe ins Auto gepackt und weiter geht es Richtung Grenze.

Chile - puh, ich bin nervös. Die Grenzkontrollen sind berühmt berüchtigt, ich habe gehört, dass jedes Gepäckstück auseinandergenommen wird und keinerlei Lebensmittel ins Land gebracht werden dürfen. Eine Stunde warten wir, Zeit das letzte Obst zu essen. Dann müssen wir samt Gepäck an die Kontrolle. Und dann -
Uhhh let's twist again. Die Grenzbeamten swingen zu 80ies, die Weihnachtsdeko glitzert. Gute Stimmung, doch kein Grund nicht genau zu prüfen. Unser Gepäck wird von einem Hund beschnüffelt, dann müssen wir unsere Taschen öffnen und die Beamten befragen uns aufs Genaueste. Der Bus wird separat geprüft.Zum Glück ist alles in Ordnung, manche haben doch noch Lebensmittel dabei, diese werden vor Ort entsorgt. Wir fahren weiter - neues Land, neues Glück.


Rezept zum Salar de Uyuni
Einkaufen am Ende der Welt
Ein typisch bolivianisches Abendessen auf Gruppentouren. Nennen wir es Plato Mixto, ich habe keinen offiziellen Namen dafür gehört. Wenn ihr wissen wollt, wie eure Reise durch Bolivien schmeckt, dies ist DAS Gericht dazu!

Zutaten für 4 Personen:
2 Tassen Quinoa
2 Zwiebeln
1/4 Blumenkohl
1/4 Brokkoli
1 Handvoll grüne Bohnen
Die sehr einfache "Hotelküche"
4 Schnitzel (Tier nach Wahl, in Bolivien meist Huhn oder Rind)
2 Kochbananen
Öl
Salz
Pfeffer
Aji (Würzsoße aus Essig, Zitronensaft, Chili, Frühlingszwiebeln)

Zubereitung:
Quinoa mit der dreifachen Menge Wasser und 2 TL Salz in einem Topf aufkochen und dann bei niedriger Temperatur ca. 1h köcheln lassen.
Die Zwiebeln schälen und achteln. Brokkoli und Blumenkohl waschen und in Röschen schneiden. Bohnen waschen. Die Kochbananen schälen und der Länge nach in dünne Scheiben schneiden.
Die Zwiebeln in einem Topf andünsten, Brokkoli, Blumenkohl und Bohnen hinzugeben und in ca. 10 Minuten garen.
Ca. 4 EL Öl in einer Pfanne erhitzen und die Bananenscheiben darin frittieren. Ca. 6 Minuten dauert es bis sie weich sind. Die Bananen aus der Pfanne nehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen. Dann das Fleisch in der Pfanne von allen Seiten scharf anbraten. Salzen und Pfeffern.
Auf einem Teller Quinoa, Schnitzel, Gemüse und Bananenscheiben anrichten. Mit Aji servieren. Die "Luxusvariante" ergänzt das Gericht noch um ein Spiegelei.

Dienstag, 21. April 2020

Vom Hochland Boliviens in die Pampas und zurück

Oberhalb der Altstadt von LaPaz liegt knapp 1.000 Meter höher El Alto die größte Stadt Boliviens. Heutzutage sind La Paz und El Alto verschmolzen und damit die Stadt mit dem weltweit größten Höhenunterschied. In El Alto leben die ärmeren Schichten, für Touristen ein nicht ungefährlicher Ort. Aber auch hier gibt es einige Sehenswürdigkeiten, z.B. Wrestlingkämpfe der Cholitas, der bolivianischen Frauen.
In der Altstadt findet sich der berühmte Cementerio, der größte Friedhof des Landes. Zum Glück bin ich über den 01.11. also Allerheiligen in der Stadt. Lourdes nimmt mich mit zu einem ganz besonderen Erlebnis, Allerheiligen im Kreis der Familie. Sie lebt mit Eltern, Geschwistern, Cousins, Neffen und Nichten in ElAlto. Mit dem Bus fahren wir zu ihr und lernen vieles über die Traditionen zum Dia de los Santos. Um 12 Uhr mittags des 1.11. steigen die Seelen vom Himmel herab. Die Familien bereiten ihnen zu Ehren einen Altar vor, auf dem sich symbolisch alles findet, was der Verstorbene besonders gern mochte. Speisen, Getränke, Hobbies. Im Kreis der Familie gedenkt man der Verstorbenen. Im Gegenzug für ein Gebet zum Andenken an diesen erhalten wir Besucher Gebäck, dass ähnlich wie unsere Weihnachtsplätzchen nur für diesen Anlass gebacken wird. Am nächsten Tag begeben sich alle Familien auf den Friedhof. Am Grab wird bis 12 Uhr weiter gefeiert. Essensreste gehen an Bedürftige. Um 12 steigt die Seele wieder gen Himmel. Der Cementerio ist ein Ort voller Leben, voller Musik und wunderbaren Graffiti!


Neben Bussen hat LaPaz noch ein ganz besonderes öffentliches Verkehrsmittel, die Seilbahnen! Mit dem Teleferico schwebt man über die Stadt von Aussicht zu Aussicht und wir kommen so auch zum Cementerio, trotz Unruhen in den Straßen. Eine ganz besondere und sichere Stadtrundfahrt im öffentlichen Nahverkehr.





Rurrenabaque - die Pampas von Bolivien

Nach diesen Einblicken in die Stadt geht es von La Paz in das Tiefland Boliviens, die Pampas.
12 Stunden Busfahrt durch die Nacht, meist im Schneckentempo. Alles was ich aus dem Busfenster sehe sind Abgründe, Nebel und riesige Schlaglöcher. Von 3.640 m geht es stetig abwärts. Von ungefähr 0°C geht es ständig aufwärts.
Am nächsten Morgen in den Pampas bei Rurrenabaque auf 274 m hat es ca. 30°C, Sonnenschein, tropische Früchte und hohe Luftfeuchtigkeit.

Verrückt, wieviele Klimazonen sich in diesem Land vereinen.

Meine Tour beginnt um 10 mit einer dreistündigen Fahrt in die Yungas zum Rio Yacuma bei Santa Rosa. Eine frische Schotterpiste sorgt für aufrüttelnde Erlebnisse, ich freue mich schon auf das ruhige Boot. Am Fluss angekommen packen wir unser Gepäck und uns in mehrere Einbäume. (Gepäckbeschränkung 1 Rucksack pro Person).
Wow, schon geht es los auf eine abenteuerliche Flussfahrt. Im Einbaum und somit ganz nah dran am Wasser - und den zahlreichen Krokodilen, die links und rechts an der Uferböschung liegen und uns mit aufgerissenen Mäulern beobachten. Tausende sind es, die diesen Fluss bevölkern. Hauptsächlich die kleineren Kaimane (1-2m lang), aber auch einige Alligatoren (3-6m). Schwimmen eher keine gute Idee. Oder?

1 Stunde später, an einer Flussbiegung:

Hier leben rosa Flussdelfine. Diese netten Gesellen schützen ihren Flussabschnitt vor Krokodilen, sodass man inmitten der Delfine gefahrlos baden kann. Ein Delfin streicht mit minutenlang um die Beine und lässt sich streicheln. Von den anderen sieht man nur die Blaslöcher aus dem Wasser tauchen.

Im Camp beziehen wir erstmal unsere Hänge-matten.

Die Geräuschkulisse des umgebenden Waldes ist einmalig, Brüllaffen, Vögel...

Zur Dämmerung steigert sich der Chor, Zeit für den Aufbruch zur Nachtsafari und zum Sundowner. Im Dunkeln leuchten die Augen der Krokodile gefährlich nah, rote und gelbe Lichtpunkte - hoffentlich hält der Motor! Dann Stille, der Motor ist aus. Die Geräusche des Waldes umso lauter. Eine Zeitlang treiben wir durch die Nacht. Ganz nah an der Natur.

Der nächste Morgen - Safari zum Sonnenaufgang über den Pampas. Strahlendes grün, leichter Nebel. Gummistiefel an und los geht es auf Pirsch. Wir suchen eine Anakonda. Und wir haben Glück, nach 1h Marsch dieses Exemplar schlafend im Baum zu finden:


Auf dem Weg zum Piranhafischen (wer frisst da wohl wen) wollen noch Totenkopfäffchen mit Banane gefüttert werden.

Und kennt ihr diese süßen Flussbewohner schon? Capybaras (Wasserschweine) leben in Großfamilien am Fluss, erstaunlich einträchtig mit den Krokos.















Die Pampas - ein unglaublich vielfältiges Natuschauspiel, dass ich jedem sehr an Herz legen kann. Solche Tierbegegnungen sind nur noch in wenigen Gegenden der Welt möglich. Doch achtet auf die Agentur mit der ihr bucht, nicht allen liegt der Schutz des Gebietes am Herzen. Ich habe auch diese Tour über AllTransport in La Paz gebucht.

Und als beliebten Snack vom Straßenstand muss ich euch diese köstlichen Papas Rellenos vorstellen.
Kugeln aus Kartoffelteig mit Hackfleischfüllung, die mit reichlich Würzsaucen garniert werden. Am Straßenstand gibt's meistens ca.5 Soßen zur Auswahl, die beste hierzu ist eine fruchtige Mischung aus Frühlingszwiebel, Chili und Apfel in Essig.

Zutaten für 2 Portionen:
5 große Kartoffeln
300 g Hackfleisch
1 Zwiebel
1 Tomate
1/2 EL Chilipulver / oder die weniger scharfe Variante mit Paprikapulver
1/2 TL Kreuzkümmel
1/4 Tasse Erbsen
1/4 Karotte
3 Eier
3 EL Mehl
1/8 Tasse Milch
1 Msp. Backpulver
Etwas Öl, Salz, Pfeffer

Zubereitung:
Die Kartoffeln in einem Topf Wasser garen (ca. 20 Minuten). 1 Ei hartkochen (ca. 10 Minuten) und pellen, dann in große Würfel schneiden. Zwiebel, Tomate und Karotte sehr fein würfeln.
Die gekochten Kartoffeln schälen und zu Kartoffelbrei stampfen bzw. durch eine Kartoffelpresse drücken. 1 Ei, sowie 1 TL Salz hinzugeben und vermengen bis die Masse cremig ist.
Etwas Öl in einer großen Pfanne erhitzen und die Zwiebel darin andünsten, dann das Hackfleisch und die Karotte hinzugeben und anbraten. Tomaten, Erbsen hinzufügen und mit Salz, Chili, Kreuzkümmel und Pfeffer würzen. Eine halbe Tasse Wasser hinzufügen und 10-15 Minuten leicht köcheln lassen. Dann auskühlen lassen.

Nun werden die Bällchen geformt. Hierzu nimmt man eine Portion Kartoffelbrei in die Handfläche, formt eine Kugel und drückt in diese mit dem Daumen ein großes Loch. Dieses wird mit einem Esslöffel der Fleischmischung sowie einem Stück des hartgekochten Eis gefüllt und dann mit etwas Kartoffelbrei verschlossen. Die Kugel anschließend gleichmäßig rund formen Sie muss gut verschlossen sein, damit die Füllung beim Frittieren nicht herausläuft.
Diese Prozedur wird nun solange wiederholt bis Kartoffelbrei und Füllung aufgebraucht sind.

Sind die Bällchen fertig wird noch die Teigkruste vorbereitet. Hierzu ein Ei mit der Milch aufschlagen,  Mehl und Backpulver sowie etwas Salz hinzufügen und rühren bis keine Klümpchen zu sehen sind.
In einem Topf Öl zum Frittieren erhitzen. Sobald das Öl heiß ist die Bällchen erst im Teig wenden, dann im Öl frittieren. Sie sind fertig, sobald sie goldfarben sind und eine leichte Kruste haben.
Auf Küchenpapier abtropfen lassen und mit reichlich Aji servieren.

Hoch, höher, Bolivien

Ja, so hoch kommt man selten. Ein Land dass sich in weiten Teilen über 3.000 Metern befindet und unter anderem über das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer verfügt (den Titicacasee mit 3.812 m). Nach einem Monat Peru gelange ich über die Grenze von Kasani bei Puno nach Bolivien. Vorher noch ein letztes extra peruanisches Frühstück: Am Straßenstand gibt es herrlich warmes Qinua & Maca. Und dazu einige merkwürdige Blicke von den Einheimischen auf die einzige Weiße, die sich aus dem Busterminal auf die Straße traut und dann auch noch kauft und genießt was es da gibt.
Die Grenze überqueren mir mir zahlreiche Bolivianerinnen in traditioneller Kleidung. Wir müssen zu Fuß gehen und unsere Stempel einsammeln. Auf der einen Seite der Schranke gibt es knallbunte Plastikdosen, Klopapier und ähnliches in rauen Mengen. Von der anderen Seite klettern bunt gekleidete Menschen über die Absperrkette, die die Grenze markiert. Ein herrliches Farbschauspiel. Eine Bäuerin zieht ihre Alpakas hinter sich her.




An der Copacabana, direkt am Titicacasee, strahlt die Sonne. Doch es ist kalt! Auf knapp 4.000 m Höhe täuscht das Wetter. Im Ort findet die legendäre Autotaufe statt. Bolivianer aus dem ganzen Land versammeln sich hier täglich vor der Kathedrale und schmücken ihre Autos mit Blumen um sie dann segnen zu lassen. Frei nach dem Motto - ich kann fahren wie ich will, Gott hält seine schützende Hand über mich. Und dieses Gottvertrauen merkt man auf den Straßen Boliviens! Für "Ungläubige" ein amüsantes Ritual wenn pünktlich um 13 Uhr die Priester aus der Kirche treten und ca. 30 versammelte Autos segnen. Auf dem Markt von Copacabana stoße ich auf ein interessantes Getränk: Malzbier mit Eischnee. Das genaue Rezept ist leider unauffindbar. Doch das kulinarische Highlight der Copacabana gibt es um ca. 2,50 € am Hafen: Frische Forelle mit Salat und Patacones an den zahlreichen Hafenrestaurants!



Zweimal täglich fahren Boote über den See zur Isla del Sol, viele Anbieter, ein Preis. Der Besuch ist absolut lohnenswert! Die Isla del Sol ist eine wichtige Stätte der Inkakultur, autofrei, gesäumt von steinigen Pfaden, voller Esel & Ruinen und leider auch geprägt von einem politischen Konflikt zwischen Süd- und Nordteil. Leider ist deswegen nur eine Hälfte der Insel zu besuchen. Ein erster Eindruck der bolivianischen Streitfreudigkeit, die leider meinen ganzen Aufenthalt in diesem wunderbaren Land prägt. Ich freue mich während einem Tag auf der Insel besonders über den Duft des Eukalyptuswaldes.Kurz gehe ich sogar schwimmen, soll ja keiner sagen ich wäre nicht IM Titicacasee gewesen. Es ist  kalt, aber herrlich!

Während der Tage an der Copacabana findet die Präsidentenwahl in Bolivien statt, wie sich herausstellt ein ungünstiger Zeitpunkt um das Land zu bereisen. Erste Proteste schränken die Bewegungsfreiheit ein. Ich reise weiter nach La Paz, der Hauptstadt. Dort wird demonstriert, einige Straßenzüge und Sehenswürdigkeiten sind bereits gesperrt. Vom gemütlichen Wooden Wasi Hostel erkunde ich die Stadt soweit wie möglich. Die Bevölkerung ist sehr unruhig. Das Stadtzentrum rund um die Sagarnaga Street kann man besichtigen. Hier reihen sich die Touranbieter aneinander, daneben Souvenirshops mit Strickwaren und Silberschmuck.
Das Stadtzentrum ist verwinkelt, voller Street Art und Straßenmärkten mit buntestem Treiben. Der Mercado Roriguez hat mir als Lebensmittelmarkt am besten gefallen, authentisches Treiben, wenig Souvenirs stattdessen frische Früchte! Der Mercado de las Brujas ist völlig überbewertet und inzwischen ein reiner Touristenshop. Ein Blick in das alte La Paz gewährt die Calle Jaen, eine komplett erhaltene uralte Gasse mit schönen Galerien, Museen und Cafés. Nebenan finde ich einen Weinladen - kennt jemand bolivianischen Wein? Der Inhaber stammt von einem Weingut aus dem Süden Boliviens und erklärt mir die Besonderheiten des lokalen Weinbaus.

Im Hostel erzählt mir jemand vom Huayna Potosi, angeblich einem der leichtesten 6.000er Gipfel weltweit. Nunja, so gut akklimatisiert bin ich wohl nie wieder. Also rauf auf den Berg denke ich mir. Spontan buche ich bei AllTransport (sehr zu empfehlen) meine Bergtour für den nächsten Tag. Ausrüstung und der unglaublich allwissende, professionelle Guide Theo inklusive. Und gleich vorweg - wegen der extrem guten Erfahrung buche ich auch alle weiteren Ausflüge in Bolivien über AllTransport und meine persönliche Lieblingsansprechpartnerin Lourdes.


Gute Vorbereitung ist alles, am Vortag der Bergtour geht es zur Anprobe des Ausrüstung. Skianzug, Fleecejacke, Handschuhe, Mütze, Bergstiefel, Steigeisen, Gamaschen, Helm, Eispickel, Klettergurt. All das will am nächsten Tag auf den Berg getragen werden (in meinem Rucksack und dazu noch Schlafsack und Proviant). Die Qualität der Ausrüstung ist sehr gut, ein wichtiges Kriterium für die Auswahl des Anbieters. Denn davon hängt die Sicherheit bei solchen Bergtouren in großem Maß ab.
Früh am nächsten Morgen dann: Aufbruch in die Berge. Ich bin allein mit Guide Theo und dem Fahrer. Ca. 3 Stunden fahren wir zum Basecamp, wieder einmal durch begeisternde Natur. Dort ein lustiges Wiedersehen. Ein Mitwanderer aus Peru kommt eben von seinem Versuch der Bergtour zurück. Schlechte Neuigkeiten, er hat es nicht geschafft und erzählt, dass aus seiner Gruppe von 10 Personen lediglich 2 am Gipfel angekommen sind. Und ich soll das Schaffen?
Am Basecamp warten auf die 2. Teilnehmerin unserer Tour. Sie kommt dann doch nicht, hat es sich doch nicht zugetraut.
Wir starten also allein mit dem ersten Aufstieg zu unserem Camp für die Nacht. 3-4 Stunden geht es über Geröll steil bergan, dort unsere Hütte und dieser Blick.


Theo benennt alle Berge, er kocht Abendessen und ich haben Zeit meine Ausrüstung zu sortieren. Waschen ist nicht - das Wasserfass ist gefroren. Allein in der Hütte (die aus dünnen Plastik- und Holzbrettern besteht) mit Schlafplätzen für 10, ein ruhiger Abend mit Erzählungen von Theos Erlebnissen am Berg. Es ist eiskalt, ein heulender Wind weht. Wir sind auf 5.200m, die Luft ist sehr dünn. Ich versuche zu schlafen, denn bereits um 1 Uhr morgens werden wir losgehen.
Doch mit Luftmangel und Kälte ist an Schlaf nicht zu denken. Ein paar Stunden dösen, dann ein paar Kekse und Tee (ein Frühstück wäre vor der Wanderung zu viel zu verdauen). Ausrüstung an, Stirnlampe an. Die Seilschaft steht. Ca. 3m Seil verbinden uns und schützen hoffentlich vor dem Absturz in eine der Eisspalten am Berg.
Wir laufen - und laufen durch die Nacht. Ein Schritt vor den anderen, ab und zu sieht man in weiter Ferne Lichter - La Paz. Meist ist es dicht bewölkt.
Volle Konzentration auf den nächsten Schritt, das nächste Luftholen. Ab und zu eine kurze Pause für ein paar Schluck Tee. Wir begegnen anderen Gruppen, alle haben das gleiche Ziel. Ca. 20 Personen haben sich heute aufgemacht.
Die Luft wird immer dünner, Kopfschmerzen und Schlafmangel machen es nicht einfacher. Ebensowenig der tiefe Schnee. An einigen steilen Stellen klettern wir überfrorene Felswände hoch, ohne Eispickel und Steigeisen keine Chance. 5 Stunden sind wir unterwegs zum Gipfel. Ab der zweiten Hälfte ein eisiger Schneesturm. Der Rythmus ist ungefähr 10 Schritte laufen - Pause - 10 Schritte laufen.
Aber: Zum Anbruch des Tages sind wir oben! 6.088 m. Leider wird das Erlebnis nicht vom Ausblick gekrönt, die Sichweite im Schneesturm beträgt ca. 2m. Doch der Gipfel ist bezwungen.
Und mein Rat: Traut euch! Es lohnt sich, ob mit oder ohne Blick!

Der Abstieg dauert weitere 3 Stunden. Unten scheint die Sonne, es gibt Frühstück. Dann packen wir zusammen und mit großem Gepäck folgt Teil zwei des Abstiegs, nochmal 2 Stunden zurück zum Ausgangspunkt. Wieder im Hostel habe ich wohl selten so gut geschlafen!