Donnerstag, 5. September 2019

Am Äquator - oder wo auch immer dieser liegt

Mitad del Mundo - Mitte der Welt. Dieser hochtrabende Name ist zum Markenzeichen eines Vorortes von Quito, San Antonio de Pichincha, geworden. Nur wenige Kilometer nördlich von Quito liegt die Mitte der Welt, der Äquator. Das entspricht zwar der Wahrheit, aber in Mitad del Mundo, am großen Äquatormonument, liegt er nicht!

Tatsächlich liegt der Äquator 240 vom Äquatormonument, Mitad del Mundo, entfernt. Das hat die ecuadorianische Regierung aber nicht vom Bau eines großen Besucherzentrums und Äquatordenkmals am falschen Messpunkt abgehalten. Hier kann man sich nun über die Erforschung des Äquators informieren und ein typisches Touristenmotiv am Nabel der Welt fotografieren. Das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen

Mitad del Mundo ist ein wunderbarer Beweis dafür, wie hoch entwickelt die alten Indianerkulturen waren. Sie hatten es Jahrhunderte vor den modernen Messinstrumenten geschafft, die exakte Äquatorlinie zu bestimmen. Als dann französische Forscher 1736 den Äquator vermaßen (was fast nur in Ecuador möglich war, da hier einer der wenigen Orte auf der Welt ist, an dem der Äquator über Land führt und zusätzlich Berge die Messung erleichtern) haben sie sich um ein paar 100 Meter vertan. Daher der heutige Standort des Äquatordenkmals an ihrem falschen Messpunkt.

Nichts desto trotz, ein Besuch ist lohnend. Ich empfehle allerdings, das Monument nur für einen Fotostopp zu nutzen und dann das benachbarte Museum "Sitio Inti Nan", den Pfad der Sonne, zu besuchen. Hier liegt nämlich die echte Nulllinie des Äquators! Außerdem gibt es interessante Einblicke in die Kultur indigener Völker und spaßige Äquator-Experimente, wissenschaftlich natürlich Unsinn,  aber wer will nicht ein "Ich-habe-ein-Ei-auf-dem-Äquator-aufgestellt-Diplom"?
Abgesehen von all dem Rummel um den Äquator ist San Antonio de Pichincha ein guter Ort um den ecuadorianischen Alltag kennenzulernen. Zahlreiche Läden laden zur Erkundung ein, Straßenhändler sind unterwegs und Restaurants bieten typische Spezialitäten wie "Cuy", gebratenes Meerschweinchen, an.
Ich habe dort aber etwas ganz anderes probiert, ein Getränk, dass normalerweise an Allerheiligen ausgeschenkt wird und zusammen mit Guaguas de pan, Männchen aus Brot die deutschen Ostermännern ähneln, verzehrt wird: Die Colada Morada

Rezept zur "Mitte der Welt": Colada Morada
Zutaten:
1 Tasse lila Maismehl (zur Not normales Maismehl)
400ml Orangensaft
2 Tassen (gefrorene oder frische) Brombeeren
2 Tassen (gefrorene oder frische) Blaubeeren
2 Tassen (gefrorene oder frische) Erdbeeren, klein geschnitten
1 Ananas, davon die Schale sowie den Kern und 2 Tassen des Fruchtfleisches gewürfelt
1 Ischpingo-Zimtblume, falls vorhanden
5 Zimtstangen
4 Gewürznelken
4 süße Pfefferkörner
1 Sternanis
250g Panela, bzw. brauner Rohrzucker, nach Geschmack mehr oder weniger
Zitronenverbene
Zitronengras
Orangenschale und Orangenblüten
12 Tassen Wasser - je nach gewünschter Dicke des Getränks
Zusätzliche Früchte nach Geschmack: Pflaumen, Pfirsich, Apfel, Birne

Zubereitung:
Die Ananasschalen, die Mitte der Ananas, den Zimt, die Nelken, die Pfefferkörner und den Rohrzucker in einen großen Topf mit 8 Tassen Wasser geben. Die Mischung für ca. 20-25 Minuten einkochen lassen.
Dann die Zitronenverbene, Zeder und Orangenschale sowie -blüten hinzufügen. Temperatur reduzieren und weitere 10 Minuten köcheln lassen. Die Mischung durch ein Sieb passieren und so alle Stücke entfernen. Abkühlen lassen.

In einem separaten Topf die restlichen 4 Tassen Wasser mit den Blaubeeren und Brombeeren ca. 20 Minuten einkochen lassen. Vom Herd nehmen, abkühlen lassen und pürieren.

Eine Tasse der ersten Mischung (mit Ananas) mit dem Maismehl glattrühren.
Die pürierten Früchte mit der restlichen Ananasflüssigkeit, dem Orangensaft und der Maismehlmischung in einen großen Topf geben.
Bei mittlerer Hitze unter ständigem Rühren aufkochen lassen. Das gewürfelte Fruchtfleisch der Ananas dazugeben und ca. 10 Minuten köcheln lassen.
Vom Herd nehmen und die Erdbeerstücke (und evtl. weitere Früchte) dazugeben.

Traditionell wird die Colada Morada heiß getrunken, aber auch kalt, als eine Art Bowle ist sie sehr zu empfehlen.

Mhm, lecker!

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