Samstag, 17. August 2019

Alltag in Ecuador - von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang

Drei Wochen Leben auf der Pferderanch - Zeit für eine  Zwischenstand zum Alltag eines Volunteers
Blick auf die Ranch - Atrellu und ich

Die Green Horse Ranch im Pululahua Geobotanical Reserve ist meine Heimat auf Zeit. Genauer gesagt für 6 Wochen. Zusammen mit einer französischen Voluntärin lebe ich auf der Ranch. Weitere Bewohner sind 16 Pferde und ein Hund.
Die Besitzer leben einige Minuten von der Ranch entfernt, sodass wir meist alleine hier sind.
Doch wie sieht nun so ein typischer Arbeitstag auf der Ranch aus?

Generell gibt es zwei Möglichkeiten - entweder es findet ein Ritt statt, oder eben nicht.
Allen Tagen gemeinsam ist, dass wir mit der Sonne morgens um ca. 6.30 aufstehen und abends schon um ca. 21.30 Uhr schlafen gehen.
Ist ein Ritt gebucht kommen die Reitgäste ungefähr um 10.30 auf der Ranch an. Vorher haben wir die Pferde von der Weide geholt, geputzt, gesattelt und die Ranch präsentabel gemacht. Sobald die Gäste da sind werden sie mit Reitausrüstung versorgt und alles Nötige, z.B. Proviant für den Ritt in Satteltaschen gepackt. Sitzen alle Gäste sicher auf den Pferden geht es los. In ca. 4 Stunden umrunden wir beispielsweise den Lavadom in der Mitte des Kraters oder reiten zu einer prä-inkaischen Ruine. (Mehr dazu siehe unten)
Unterwegs gibt es ein entspanntes Picknick, Fotostopps und ganz viel Reitspaß und um ca. 16 Uhr sind wir zurück. Dann werden die Pferde abgesattelt, gefüttert und zurück zur Herde gebracht. Die Gäste sitzen noch zusammen u d lassen den Tag Revue passieren bevor sie wieder in das Stadtleben zurückkehren.
Zu Pferd rund um den Lavadom - Eleanor und die Kuh

Mittagspause am Krater

Und wir? Wir beschäftigen uns mit einer Stunde Unkraut rupfen auf der Weide bis es langsam dunkel wird.
Zum Abend steht dann eine spanische Kochstunde an. Bewaffnet mit einem deutsch-spanischen und einem französisch-spanischen Wörterbuch üben Mathilde und ich uns im Kochen und spanischer Konversation. Wird es zu kompliziert wird ins englische gewechselt. Ein wirklich babylonisches Sprachengewirr zum Abendessen - aber spanisch will geübt werden.

Ein Tag ohne Ritt beginnt und endet ganz ähnlich. Statt reiten steht dann allerdings die Pferdepflege, Unkraut rupfen, Ausrüstung reinigen etc. an. 16 Pferde putzen dauert länger als man glauben mag
Einmal in der Woche geht's zum Einkaufen nach Quito - 1,5 Stunden Fahrt für ca. 30km. Warum? Die ersten 40 Minuten geht es auf einer Schotterpiste in Serpentinen den Kraterrand hinauf - mit zahlreichen spektakulären Ausblicken:
Ausblick auf den Krater, in der Mitte der Lavadom, links geht es zur Ranch, rechts liegt das Dorf Pululahua
Manchmal trifft man sogar Lamas, aber keine wilden



Und nun etwas mehr zu den erwähnten Sehenswürdigkeiten:

Rund um den Lavadom - eine Runde durch den Krater:
Pululahua ist ein ruhender Vulkan, der letzte große Ausbruch, bei dem der Lavadom in der Mitte des Kraters entstand, ist ca. 2000 Jahre her. Ein spannender Rundkurs um den Basaltdom führt vom Nebelwald über trockenes Ackerland in den Hauptort im Krater und über einen steilen Pfad durch Farne und Bambus zu einer kahlen Felsebene, Zeichen der letzten vulkanischen Aktivität vor ca. 100 Jahren.
Blick auf die Krateröffnung
Auf zu den Ruinen - die Kultur der Quitu-Cara:
Die Cara, ein Volk von der Küste, und das Volk aus der Region Quito vereinten sich vor ca. 1000 Jahren zum Reich der Quitu-Cara. Aus dieser Zeit, vor der Eroberung durch die Inka, stammen die Ruinen auf dem folgenden Foto.
Die terrassierte Bergflanke war einst eine Siedlung, gebaut mit unglaublichem Aufwand für die damalige Zeit. Zum Bau der Siedlung wurde der Berg abgetragen und Terrassen aus großen Steinquadern angelegt - bis heute ist unklar, wie die Quitu-Cara solche Quader transportieren konnten. Da die Steinquader immernoch an Ort und Stelle liegen, wachsen hier keine Bäume und wir können bis heute die Terrassenform erkennen. Diese Bauweise von Siedlungen ist typisch und ebenso ist es auch die Auswahl der Berge auf denen Siedlungen entstanden. Allen gemeinsam ist, dass sie eine steile, bewaldete Flanke haben, eine terrassierte Seite mit großem, flachen Vorplatz und zwei, wie Arme, seitlich vorstehende Bergflanken. So hat jeder der Siedlungsberge die Form eines Skorpions oder "T", dem damaligen Zeichen für Einheit.
Am höchsten Punkt des Berges fanden Forscher eine Art "Miniatur Stone Henge", kreisförmig angeordnete Löcher im Fels, in die Holzpflöcke gesteckt wurden anhand derer die Position von Planeten bestimmt werden konnte.
Durch die Eroberung der Inka wurde diese spannende Kultur leider ausgelöscht und es ist heute nur sehr wenig über die damaligen Lebens- und Glaubensvorstellungen bekannt. Die Ruinen sind deswegen nicht weniger faszinierend!
Blick auf die ehemalige Siedlung der Quitu-Cara - Aragorn hält Ausschau

Der Krater überrascht und fasziniert - ein fast unentdecktes Highlight Ecuadors ☺

Und was essen die Kraterbewohner so? Im Garten wachsen Zitronenbäume, täglich pflücken wir die frischen Früchte, da heißt es kreativ werden. Zitronen eignen sich zum Würzen, als Tee, man kann Limonade daraus machen und natürlich Kuchen. Für die Geburtstagsfeier unserer lieben Ranchbesitzer gibt es also natürlich eine Lemontarte "deutsch-französisch-ecuadorianisch".

Zutaten:
Für den Mürbteigboden:
200 g Mehl
1 Ei
1 Prise Salz
2 EL Zucker
100 g Joghurt
50 ml Öl

Für die Füllung:
1 Pck. Vanillepudding
400 ml Milch
1/2 Zitrone, davon die Schale
12 EL Zucker
2 Zitronen (Bio, die Schale wird mitgegessen)

Zubereitung:
Zuerst wird der Teig vorbereitet. Hierzu knetet man alle Teigzutaten bis ein gleichmäßiger Teig entsteht, den man zur Kugel formen kann. Die Kugel dann in Frischhaltefolie wickeln und 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.

Den Vanillepudding nach Packungsanleitung mit 6 EL Zucker und nur 400 ml Milch sowie der Zitronenschale kochen und abkühlen lassen bis er nur noch lauwarm ist. Immer wieder rühren, damit er dabei nicht fest wird.
Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen und eine Tarteform (oder Springform) damit auslegen. Den Ofen auf 180°C vorheizen und den Teigboden für ca. 10 Minuten backen. Wenn sich der Boden wölbt, diesen mit einer Gabel einstechen. Ist der Boden leicht fest (noch nicht durchgebacken), den Kuchen aus dem Ofen nehmen und den Pudding hineinfüllen. Den Kuchen in ca. 20 Minuten fertig backen. Er ist fertig wenn der Pudding fest ist.
In der Zwischenzeit die Zitronen in dünne Scheiben (ca. 4mm) schneiden und in einen Topf geben. Soviel Wasser hinzugeben,.dass die Zitronen bedeckt sind. 6 EL Zucker hinzugeben und die Zitronen ca. 15 Minuten köcheln lassen.
Den fertigen Kuchen etwas abkühlen lassen und mit den Zitronenscheiben dekorieren.
Bon Appetit!



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen